Aktuelles

Pressemitteilung

05.04.2004

Errichtung der Louis-Spohr-Stiftung
· Zehn Jahre Louis-Spohr-Förderverein
· Zehn Jahre Wettbewerb um den Louis-Spohr-Förderpreis
· 220ster Geburtstag von Louis Spohr
· Festwoche vom 13. bis 20. Juni 2004

Finanzamt Kassel Spohr-Straße -- Spohr-Denkmal auf dem Opernplatz -- ICE 799 Louis Spohr -- Spohr-Museum.

Wer war dieser Louis Spohr, mit dessen Namen sich die unterschiedlichsten Plätze und Einrichtungen schmücken?

Stimmen von Passanten: „War das nicht der erste Direktor des Kasseler Finanzamtes?“ - „Bei C&A steht doch ein Denkmal.“ - „Ein Geiger?“ - „Gibt es nicht eine Spohr-Straße?“ - „Nie gehört.“ - „Ich bin nicht von hier.“ - „Der hat irgendetwas mit den Brüdern Grimm zu tun, oder?“ (Hier im Schloß Bellevue, im Hause des Brüder-Grimm-Museums ist die Louis Spohr Gedenk- und Forschungsstätte untergebracht.) Es überwiegen also diejenigen, die nichts oder nur wenig mit dem Namen verbinden, ungenaue Vorstellungen haben oder abwinken.

Anlaß genug, daß sich Anfang der Neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts einige Kasseler Bürger Gedanken machten, wie man den Namen des berühmten Kasseler Komponisten, Violinvirtuosen, Dirigenten und Generalmusikdirektors Louis Spohr mit der Förderung des musikalisch begabten Nachwuchses verbinden könne. Spohrs Engagement und Erfolg als homo pädagogicus bot den Aufhänger. Seine über 200 Schüler wurden an alle wichtigen Opernhäuser und Musiktheater der damaligen Welt engagiert.

Der Idee folgte zum 01. April 1994 die Gründung des Louis-Spohr-Förderverein e.V.. Die Kasseler Johannis Freimaurerloge „Durch Licht zum Frieden“ förderte mit einer großzügigen Spende den humanitären Aspekt zu Ehren ihres Freimaurerbruders Louis Spohr. Unterstützt durch eine großzügige Starthilfe der Kasseler Sparkasse konnte der Louis-Spohr-Förderverein e. V. schon im Gründungsjahr einen jungen Geiger mit dem nach Louis Spohr benannten Förderpreis auszeichnen.

Dieser erste Louis-Spohr-Preisträger Martin Schminke lebt heute als Berufsmusiker in Wuppertal. Er ist in einer Vielzahl von nationalen und internationalen Konzerten erfahren. Wir wünschen uns, daß er seine Zusage wahr macht und anläßlich unserer Jubiläumsfeierlichkeiten in der Woche vom 13. bis 20. Juni 2004 mit dem Trio MusArto in Kassel auftritt.

War Martin Schminke seinerzeit noch auf Empfehlung des Kollegiums der Musikakademie und ihres damaligen kommissarischen Leiters Dr. Gerhard Schuhmacher als erster Preisträger ausgezeichnet worden, gab der neue Direktor der Musikakademie Hans-Dieter Uhlenbruck bereits im darauffolgenden Jahr dem Preis eine mehr wettbewerbsorientierte Richtung. Zunächst wurden in Kassel und den angrenzenden Regionen ansässige Nachwuchsmusiker zum Wettbewerb eingeladen. Satzungsgemäß wurden nur Amateure, also Musiker ohne qualifizierten Studien- oder Berufsabschluß zugelassen. Herr Uhlenbruck wurde zum Leiter der Jury bestellt; der Verein hatte festgelegt, dem jeweiligen Leiter der Kasseler Talentschmiede den Vorsitz anzutragen. Seitdem ist Herr Uhlenbruck ohne Unterbrechung Vorsitzender der Jury. Er wird fachlich unterstützt von seinem Stellvertreter Bernhard Lang, dem seinerzeitigen ersten Kapellmeister und Dirigenten des Kasseler Staatstheaters, einem Nach-Nachfolger von Louis Spohr.

Die Modalitäten für den in wechselnden Kategorien ausgeschriebenen Wettbewerb werden jedes Jahr neu festgelegt. Inzwischen gab es Wettbewerbe für Klavier, Gitarre, Holzbläser, Streicher und Gesang. Der Wettbewerb für Harfe oder Komposition wurde noch nicht ausgeschrieben, aus Sorge vor zu geringer Resonanz und um die Finanzmittel unseres noch immer recht kleinen Vereins.

Zum fünften Wettbewerb 1998 hatten wir einen ersten, zweiten und dritten Preis vergeben. Seitdem haben wir den Wettbewerb geöffnet und Bewerber aus dem In- und Ausland zugelassen. Das Niveau stieg stetig. Im Jahre 2000 sah sich die Jury nicht in der Lage, einen Förderpreis zu vergeben, ohne das Wettbewerbsniveau nachhaltig zu gefährden. Der seit 1995 vom Publikum zu vergebende Publikumspreis ging an ein Blockflötentrio aus der Region. Die Idee des Publikumspreises stammt von Direktor Uhlenbruck.

Die enge und bewährte Kooperation unseres Fördervereins mit der Musikakademie Kassel möchte ich an dieser Stelle besonders hervorheben. Ohne den Verwaltungsapparat, das Sekretariat, das Engagement und die einfühlsame Geduld von Direktor Uhlenbruck mit den heranwachsenden jungen Menschen wäre diese einmalige Erfolgsstory der inzwischen international beachteten Louis-Spohr-Wettbewerbe undenkbar gewesen. In diesem Jahr, dem Jahr unseres zehnjährigen Jubiläums, zeigte sich, dass immer noch Steigerungen möglich sind.

Vielleicht hat unsere Internetpräsenz dazu geführt, dass uns Anfragen aus ganz Europa erreichen. Viele kamen aus den baltischen Staaten und vom Balkan. Dort ist nicht nur der Name Spohr sehr bekannt. Werke des Kasseler Komponisten werden besonders in Südosteuropa gern gespielt und gehört. Weit über 40 junge Geiger hatten sich um die Teilnahme am Wettbewerb um den Louis-Spohr-Förderpreis 2004 beworben. 36 jungen Geigerinnen und Geigern konnte der Jury-Vorsitzende Hans-Dieter Uhlenbruck schließlich einen der begehrten Vorspieltermine nennen. Die nach einem neunstündigen Vorspielmarathon durchgeführte Bewertung zeigte ein überraschendes Ergebnis: Die Jury hatte einstimmig sieben Bewerber - sechs junge Herren und eine Dame - als herausragend identifiziert.

Der Abstand zur nächsten Bewerbergruppe war überaus deutlich. In der Altersgruppe A: 12 bis 16 Jahre wurde in der Finalrunde am Freitag, dem 13. Februar 2004 der Förderpreis unter 3 jungen Geigern ausgespielt. Bei der Altersgruppe B: 17 bis 23 Jahre hatten sich eine dreiundzwanzigjährige Stuttgarterin und ein ebenso alter Geiger aus Prag mit zwei 19jährigen Violinvirtuosen der Jury und dem fachlich interessierten Publikum gestellt.

In der Vorrunde konnte jeder Bewerber in max. 15 Minuten die Jury von seiner Virtuosität überzeugen. Dabei musste das Pflichtstück aus der Wiener Klassik vorgestellt werden. In der Finalrunde hatten die jungen Musiker aus ihrem vorbereiteten und im Programm abgedruckten Repertoire eine Auswahl zu treffen und ein maximal 15-minütiges Programm zu präsentieren.

Nach kurzer Beratungspause konnte Hans-Dieter Uhlenbruck das nach seinen Worten klare Ergebnis verkünden. Der mit 1.000 Euro ausgestattete Louis-Spohr-Förderpreis 2004 für die Altersgruppe A: 12 bis 16 Jahre ging an den 13jährigen Tobias Feldmann aus Fulda. Den Louis-Spohr-Förderpreis 2004 für die Altersgruppe B: 17 bis 23 Jahre erhielt der in Prag geborene 23-jährige Geiger Štepán Pražák.

Das Wettbewerbs-Konzert wurde mitgeschnitten. Ein erstes Master liegt vor. Ab Mitte des Jahres kann die Life-CD über den Förderverein Louis-Spohr-Stiftung e. V. oder den Fachhandel bezogen werden.

Die Freimaurerloge „Durch Licht zum Frieden“ hatte aus Anlaß des Jubiläums ihre traditionelle Spende in Höhe von 250,00 € verdoppelt. Die Spende sollte zweckgebunden für den Publikumspreis verwendet werden, so dass der Gewinner ein Preisgeld von 500 € einstreichen konnte. In der Vergangenheit votierten Publikum und Fachjury häufig identisch. Auch in diesem Jahr sprach sich das Publikum für einen der beiden Preisträger aus. Der 13-jährige Tobias Feldmann aus Fulda lag bei der Stimmauszählung knapp vorn.

1999 zum fünfjährigen Jubiläum war der Louis-Spohr-Förderverein mit der polnischen Pianistin Graciella Kowalczyk im Kasseler Schauspielhaus zu Gast. Graciella studierte von 1998 bis 2001 als Stipendiatin des Fördervereins am Tschaikowski Konservatorium in Moskau. Danach finanzierten wir für ein Jahr ihr Studium an der Texas Christian University in Fort Worth. Graciella ist inzwischen eine international konzerterfahrene Pianistin.

Mit der Errichtung der Louis Spohr-Stiftung sind wir einen großen Schritt auf dem Weg weitergekommen, eine gesicherte Basis für die Förderung des begabten musikalischen Nachwuchses zu schaffen. Die Stiftung garantiert, dass die Idee im Sinne der Stift Wettbewerbe komfortabel auszurichten und z. B. den Bewerbern Reisekosten zu erstatten. Štepán Pražák, der Louis-Spohrpreisträger 2004, reiste zweimal den langen und beschwerlichen Weg von Prag nach Kassel. Auch können Stipendien für besonders herausragende junge Musiker immer nur dann vergeben, wenn sich Mäzene finden lassen. Dies war bei der jungen polnischen Pianistin Graciella Kowalczyk ein in Berlin ansässiges Ingenieur-Büro.

Die Durchführung eines regelmäßigen Louis-Spohr-Festivals kann nur mit einem gut funktionierenden Back-Office und ausreichenden Finanzmitteln in der Region und ihren historischen Spielstätten erfolgen. Die Kasseler Bürgerstiftung und der Förderverein Louis-Spohr-Stiftung e. V. laden deshalb Interessierte ein, sich an der Förderung des jungen und begabten musikalischen Nachwuchses zu beteiligen. Das kann z. B. durch zweckgebundene Zuwendungen für Stipendien, Förderpreise oder Konzerte erfolgen. Zustiftungen und Übertragungen von Vermächtnissen oder Erbschaften sind möglich. Auch die klassische Spende, und sei sie noch so klein, erfreut den Schatzmeister. Alles kommt den jungen Musikern zugute.

Heute, am 05. April 2004 vor 220 Jahren wurde Louis Spohr in Braunschweig geboren. Er starb am 22. Oktober 1859 in Kassel. 2004 besteht der nach Louis Spohr benannte Förderverein Louis-Spohr-Stiftung e.V. 10 Jahre. Der gemeinnützige Förderverein wurde am 01. April 1994 als Louis-Spohr-Förderverein e. V. gegründet. 1822 kam Louis Spohr nach Kassel. Hier wirkte er als Hofkapellmeister, Violinvirtuose, Dirigent, Komponist, Musikpädagoge und homo politicus.

Im Jahre 2004 jährt sich zum 200sten Mal der Todestag von Immanuel Kant200sten Mal die Kaiserkrönung Napoleons,
zum 190sten Mal das Ende des Wiener Kongresses. In Wien hatte Spohr als Musiker Gelegenheit, die Großen der damaligen Welt zu sehen.
Vor 100 Jahren gelang den Brüdern Wright der erste Motorflug.

Am 24. Juni 1762 wurden die Franzosen in der Schlacht bei Wilhelmsthal geschlagen.

Gründe genug, das zehnjährige Jubiläum des Förderverein Louis-Spohr-Stiftung e. V. auf der Sommerresidenz des Königs Jérôme, dem Bruder Napoleons, auf Schloß Wilhelmsthal zu begehen.

Ein „Matinee-Konzert des Orchesters der Musikakademie Kassel“ im Ständesaal in Kassel leitet am Sonntag, den 13. Juni 2004, die Festwoche ein. Das Jubiläumswochenende beginnt am Freitag, den 18. Juni 2004, mit einem Konzert in der Kundenhalle der Kasseler Sparkasse. Frühere Preisträger bringen Kostproben ihres Talents zu Gehör. Wir werden neben dem Geiger Štepán Pražák, Spohrpreisträger 2004, unter anderen den zweiten Spohrpreisträger unseres Vereins, den Cellisten Fabian Diedrichs hören. Fabian Diedrichs ist über Spohrs zweite Frau Marianne Pfeiffer verwandtschaftlich mit Louis Spohr verbunden.

Der Gedenkstein am Osteingang des Schloßparks von Schloß Wilhelmsthal ist das Motto der Veranstaltung am Samstag, den 19. Juni 2004, auf Schloß Wilhelmsthal:

„Die einst bekämpften sich als Feind,
sind in Europa heut’ vereint.“

Dieses Motto ist heute aktueller denn je: Das geschichtsträchtige Schloß Wilhelmsthal ist besonders geeignet, die Brücke vom Siebenjährigen Krieg, über Napoleon, den Musiker Spohr, den Wiener Kongress, die Revolution von 1848, die beiden Katastrophen im 20sten Jahrhundert zur Europäischen Union zu schlagen. Die klassische Musik des Kasseler Dirigenten, Komponisten und Violinvirtuosen Louis Spohr (unter-)stützt diese Brücke mit dem berühmten „Bunten Orchester“. Durch das Bunte Orchester hatte sich Spohr seinerzeit einen Namen in Europa gemacht.

Oberst a. D. Jürgen Damm, bekannt in der Region Kassel, engagiert in der Kriegsgräberfürsorge, im Kuratorium für Behinderte und wohl der beste Kenner der Schlacht bei Wilhelmsthal, macht in seinem Festvortrag „Die Region Kassel in der Zeit von Louis Spohr“ das Motto zum zentralen Thema. Leider sind wir nicht in der Lage, die Mietkosten von 2.000 € für den Festsaal von Schloß Wilhelmsthal aufzubringen, weshalb wir gezwungen sind, die Veranstaltung im Festzelt durchzuführen. Musikalisch wird die Veranstaltung von Studierenden der Musikakademie Kassel umrahmt.

Im musikhistorischen Teil erinnert der langjährige Kasseler Kapellmeister und Dirigent Bernhard Lang, ein Nach-Nachfolger des Hofkapellmeisters Louis Spohr am Kasseler Theater, an „Louis Spohr: Aus dem Leben des Violinvirtuosen, Hofkapellmeisters und Komponisten“. Das Heeresmusikkorps 2 übernimmt den Part des „Bunten Orchesters“. Bernhard Lang ist ein weit über die Region Kassel hinaus bekannter Musiker und Dirigent. Derzeit leitet er das Ford-Sinfonieorchester in Köln.

Durch eine intensive Orchesterarbeit hatte Spohr die Kasseler Hofkapelle innerhalb kurzer Zeit in ein europäisches Spitzenorchester, das berühmte „Bunte Orchester“ verwandelt. Das Orchester bestand aus Militärmusikern in den damals üblichen bunten Uniformen und einer Reihe von sehr guten, von Spohr verpflichteten zivilen Musikern. Das Konzert findet als Benefizkonzert für das Kuratorium für Behinderte in Nordhessen statt.

Nach dem Vortrag und (klassischer) Musik mit dem „Bunten Orchester“ klingt der Festtag mit einem kleinen Biwak im Schloßgarten von Schloß Wilhelmsthal bei Getränken und Essen der Zeit (Bier, Wein, Wasser, (Spieß-) Braten, Kraut, Brot) aus.

Für Sonntag, den 20. Juni 2004, planen wir einen gemeinsamen Ausklang.

Förderverein Louis-Spohr-Stiftung e. V.

(Dr. Lorenz B. F. Becker)

Der Förderverein Louis-Spohr-Stiftung e. V. ist ein gemeinnütziger Verein, der 1994 in Kassel gegründet wurde. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, den musikalisch begabten Nachwuchs im Sinne des langjährigen Kasseler Generalmusikdirektors und Musikpädagogen Louis Spohr zu fördern.
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