Aktuelles

Presse - HNA vom 6.10.2006

Viele Worte für wenig Musik
Die neue Konzertreihe "Kassel: Junge Klassik!" startete unter schwierigen Voraussetzungen
Von Verena Joos

------------------------------

KASSEL. "Kassel: junge Klassik!" heißt eine neue Konzertreihe, geleitet von dem Pianisten Roland Krüger und dem Cellisten Martin Rummel, veranstaltet vom Förderverein Louis-Spohr-Stiftung. Sie verschreibt sich der Präsentation herausragender junger Musiker. Der Auftakt fand anlässlich des Stiftertages im Foyer der Kasseler Sparkasse statt.

Leider geriet die Balance von Wort und Musik so einseitig, dass die musikalischen Darbietungen lediglich Sahnhäubchen auf dem Informationskuchen darstellten. Dabei schien Richard Strauss' Romanze für Violoncello und Klavier, von den Initiatoren mit viel Gefühl für spätromantisch schwelgende Kantilenen zelebriert, ein viel versprechender Auftakt. Doch schon der zweite musikalische Programmpunkt, die Vorstellung der jungen Bajan-Virtuosin Ou Yang Fan aus China, war kaum mehr als ein flüchtiger Appetitanreger. Auf ihrem Knopfakkordeon erklangen ausschließlich Transkriptionen. Präludium und Fuge Es-Dur aus dem Wohltemperierten Klavier schmiegten sich verheißungsvoll an die Orgel Anklänge des Instruments, Franz Liszts "La Campanella" indes mutete nur wie ein leiser exotischer Widerschein des wuchtigen Klavierwerks an. Eine der bedeutenden neueren Originalkompositionen, etwa von Sofia Gubaidulina, hätte dringlicher auf die Klangsinnlichkeit dieses Instrumentes wie seiner Spielerin hingewiesen.

Die knappen musikalischen Darbietungen bildeten den Rahmen für den kenntnisreichen wie engagierten Festvortrag von Staatssekretärin Oda Scheibelhuber über Geschichte und Perspektive des Stiftungswesens in Nordhessen sowie die Vorstellung eines repräsentativen Querschnitts von Stiftungen der Region. "Stiften macht glücklich", lautete die Botschaft der Podiumsteilnehmer. An diesem Abend indes kamen die Begünstigten zeitlich eindeutig zu kurz.

Nächstes Konzert von "Kassel: Junge Klassik!": 12. November, 11 Uhr, Anthroposophisches Zentrum.

zurück