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Presse - HNA vom 2.Februar 2007

Zwei Sonnen gehen auf
Kiveli (11) und Danae Dörken (15) mit Ihrem erstaunlichen Kasseler Klavierabend
VON SIEGFRIED WEYH

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KASSEL. "Junge Klassik!" die jüngsten. In der Konzertreihe des Fördervereins Louis-Spohr-Stifftung durfte ein mittelgroßes Publikum im Musikakademiesaal Bekanntschaft mit zwei echten Hochtalenten am Klavier machen. Ja, man fühlt sich bei den einzeln agierenden Düsseldorfer Schwestern Kiveli (11) und Danae Dörken (15) sofort gut aufgehoben. Unnötig, um das technische Vermögen zu bangen. Und angesichts so ungetrübter Jugend lässt sich über die musikalische Einfühlung und Vertiefung nur staunen. Die Zukunft eines Bildungsideals, einer Kulturnation - hier geht sie sonnengleich auf.

Kiveli hat für Beethovens c-Moll-Sonate op. 10/1 sowohl den ungebärdig raffenden Duktus (Ecksätze) wie die satte Kantabilität parat. Fulminant, wie sie dann in Mendelssohns Rondo capriccioso op. 14 den Druckpunkt findet, an dem das E-Dur-Andante in den kapriziösen e-Moll-Rondoteil umspringt. Eine sommernachtsträumerische Elfe bewegt sich da stilgerecht zwischen Tanzen und Stöckeln.

Zwei Elfen. Denn in großformatig fantastischem Aufriss führt die ältere Schwester in noch dunklere Nachtgründe. Die - wenn es um Mozarts c-Moll-Fantasie KV 457 und Schumanns acht Fantasiestücke op. 12 geht - als seelische Abgründe sich öffnen. Zumal in Schumanns Psychogramm zwischen Verwirrung und Vergewisserung erspürt Danae den entschieden schwärmerischen Zug eines - Brahms würde sagen - "lieblichen Ungeheuers". Dessen zwielichtiges "Ende vom Lied" rennt Kiveli mit Alberto Ginasteras "Danzas Argentinas" und rennen beide mit einer vierhändigen Zugabe Miniatur aus Manfred Schmitz "Jazz Parnass" über den Haufen.

Fanden selbst zum Klavier
Die Erweckung zum Klavier kam aus den beiden selbst, sagt die musikalische, doch nicht musikprofessionelle Mutter, eine Griechin. Danaes und Kivelis pianistischen Sonnenaufgang begleiten längst so renommierte Pädagogen wie Sheila Arnold und Karl-Heinz Kämmerling (in Hannover). Solche Sonnenwärme kann unser kulturelles Schattenreich nur zu gut brauchen.

Die Schwestern am am Flügel im Großen Saal der Musikakademie Kassel
Foto: ADB

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