AktuellesFeierliche Eröffnung des Spohrjahres [Presse - HNA vom 10. Februar 2009 Die Louis-Spohr-Stiftung hatte zur feierlichen Eröffnung des Spohrjahres in den Ständesaal geladen.
Und alle, alle kamen ... Der Reigen der Ehrengäste wurde angeführt von Oberbürgermeister Bertram
Hilgen und seiner Gattin. Der Landkreis Kassel und der gastgebende Landeswohlfahrtsverband waren
vertreten durch Ihre Beigeordneten Schäffer und Dr. Barkey. Trotz der Nutzung
von Notsitzen auf der Empore war der Ständesal nicht in der Lage, alle Besucher aufzunehmen. Der Festredner Dr. Wolfram Boder gab einen sehr guten Einblick in das Schaffen des Komponisten. Der Musikwissenschaftler verstand es die Informationen zur Biografie und zum Werk für das Publikum excellent zu verpacken: Noch bevor Spohr 1813 seinen Dienst als Kapellmeister im Theater an der Wien antrat,
bekam er von dem Tuchfabrikanten Johann Tost (dem Haydn seine Streichquartette op. 54, 55 und 64
gewidmet hatte) ein Angebot, das sich als folgenreich erweisen sollte. Tost bot an, ein
entsprechendes Honorar für jedes Kammermusikwerk (das sich mit der Größe der Besetzung steigerte),
das Spohr in Wien komponierte, zu zahlen, wenn dieser ihm dafür auf einen Zeitraum von drei Jahren
die Manuskripte der Werke überließe. So wollte er sicherstellen, bei jeder Aufführung anwesend zu
sein und hoffte, bei diesen Gelegenheiten neue Geschäftskontakte knüpfen zu können.
In diesem Zusammenhang entstanden einige der bis heute beliebtesten Werke Spohrs.
Zu ihnen gehört das wundervolle Nonett, dessen Besetzung auf einen Vorschlag Tosts zurückgeht.
Das reizvolle Werk nutzt die klanglichen Möglichkeiten, die sich aus dieser Besetzung ergeben,
geschickt aus und braucht den Vergleich mit Beethovens Septett op. 20, mit dem es oft
gemeinsam aufgeführt wird, nicht zu scheuen. Ein würdiger Nachbar im Programm ist aber
auch Spohrs eigenes Oktett, das in Spohrs letztem Jahr in Wien entstand und zu seinen
beeindruckendsten Kammermusikwerken zählt. Das Quintett für Klavier und Bläser schließlich
schrieb Spohr 1820 zum Trost für seine Frau Dorette, die aus gesundheitlichen Gründen ihr
erstes Instrument, die Harfe, aufgeben musste. Chopin erachtete das Werk für ausgesprochen schön,
fand aber auch, dass der Klavierpart äußerst schwer zu spielen sei. Die 14 Musiker und Freunde des Staatstheaters, überzeugten das Publikum durch ihr sehr engagiert und fachlich ausgezeichnet vorgetragenes Programm. Der Pianist Michael Kravtchin (Dozent an der Kasseler Musikakdemie) brillierte im Quintett durch seine Interpretation des Stückes. Auch die Hörner waren hier gefordert und überzeugten das Publikum durch ihr virtuoses Spiel. Lang anhaltender Applaus mit Bravorufen für die Musiker, von denen die Mehrzahl zum Ensemble des Staatstheaters gehört.(adb) zurück |