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Seesener Beobachter vom 25. Mai 2009

Das Buch zu Spohr - eine kritische Biografie
Kammerkonzert und Buch-Präsentation zum Auftakt des „Spohr-Jubiläumsjahres 2009" in Seesen

Man wird die „Geschichte" sicherlich nicht neu schreiben müssen; gleichwohl dürfte man künftig das Wirken des begnadeten Violinen-Virtuosen und Komponisten Louis Spohr - vor allem aber dessen Bedeutung für die Stadt Seesen (und die der Stadt Seesen für ihn) - in einem anderen Licht sehen müssen. Ein Verdienst von Dr. Wolfram Boder aus Kassel, der zum Auftakt des „Louis-Spohr-Jahres 2009" am Freitag vergangener Woche in einem dem Ereignis angemessenen Rahmen die erste deutschsprachige Biografie Louis Spohrs präsentierte - eine Biografie, die nach seinen Worten „vor allem auch die Jahre Spohrs in Seesen aufgreife und widerspiegele; Jahre, die ihn für sein gesamtes musikalisches Schaffen maßgeblich geprägt hätten".

Seesen (poe). Was Wunder denn auch, wenn der Bürgermeister der Harzstadt Seesen, Hubert Jahns, der zu abendlicher Stunde im großen Saal des Bürgerhauses einen illustren Gästekreis, den Spohr-Forscher und Übersetzer, Dr. Wolfram Boder, sowie den Vorsitzenden des Kasselaner Fördervereins „Louis-Spohr-Stiftung", Dr. Lorenz B.F. Becker, willkommen heißen konnte, mit Blick auf Louis Spohr denn auch nicht ungefähr „von einem großen Sohn der Stadt Seesen" sprach; wohlwissend dabei, dass sowohl Braunschweig als auch Kassel den gleichen Anspruch für sich reklamieren.

Jahns, der kurz auf das „Doppel-Jubiläum" einging, das anlässlich des 225. Geburts- und 150. Todestages von Louis Spohr auch in der Harzstadt Seesen mit Konzerten, Vorträgen und - als ein weiterer Höhepunkt - der Verleihung der „Louis-Spohr- Medaille" adäquat gefeiert werde, wies im Zusammenhang mit der bevorstehenden Umgestaltung des Städtischen Museums ergänzend darauf hin, dass dem „großen Sohn der Stadt" dort dann ebenfalls ein breiter Raum gewidmet werde; verkannte doch der Bürgermeister nicht, dass sich die Stadt Seesen glücklich schätzen könne, mit Heinrich Steinweg, Wilhelm Karl Friedrich Fitzenhagen, Louis Spohr und nicht zuletzt Wilhelm Busch „Pfunde zu haben, mit denen sich trefflich wuchern ließe".

Was nun die Präsentation der ersten deutschsprachigen Biografie Louis Spohrs betraf, so bezeichnete er sie als „eine Sensation und einen Glückstreffer", sei sie doch ein Garant dafür, dass das Leben und das musikalische Schaffen Spohrs, der als Komponist einst in einem Atemzug mit Mendelssohn-Bartholdv genannt wurde, nunmehr einer sehr viel breiteren Öffentlichkeit denn in der Vergangenheit erschlossen werde.

Dass er darüber hinaus nicht verhehlte, stolz darauf zu sein, dass sie in Seesen vorgestellt werde, versteht sich von selbst.

Jahns, der die Arbeit von Dr. Wolfram Boder, der die Spohr-Biografie aus der Feder des englischen Spohr-Experten, Professor Clive Brown, ins Deutsche übersetzt hatte, sehr wohl zu würdigen wusste, dankte aber nicht nur ihm, sondern auch dem Vorsitzenden des Kasselaner Fördervereins „Louis-Spohr-Stiftung", Dr. Lorenz B.F. Becker - Letzterem in erster Linie für die „hervorragende Zusammenarbeit mit der Stadt Seesen, sei es doch das gemeinsam formulierte Anliegen, den Louis Spohr gebührenden Platz in der Geschichte der Musik nach außen hin deutlich zu machen.

Für Dr. Wolfram Boder war es nach eigenem Bekunden eine besondere Freude, die erste deutschsprachige Spohr-Biografie just in der Stadt vorstellen zu können, deren Umfeld den Musiker „so entscheidend prägte". Nicht nur, dass Louis Spohr in Seesen seine Kindheit verbrachte; in Seesen - so bestätigte Boder - seien bekanntlich auch die Weichen für den Lebensweg Spohrs als bedeutender Komponist und Violin-Virtuose gestellt worden. Und mehr noch, entstanden doch hier zudem seine ersten erhaltenen Kompositionen - drei Duos für zwei Violinen (WoO 21), die zum Jubiläumsjahr vom Verlag Merseburger erstmals veröffentlicht wurden; folgerte Boder denn auch: „Und das bedeutet, dass Spohr seine Karriere als Komponist in Seesen begann".

Dass Spohr der Stadt seiner Kindheit darüber hinaus zeitlebens und auf vielfältige Weise verbunden blieb, habe - so Boder weiter - unter anderem die Ausrichtung eines Benefizkonzertes für die Opfer der Seesener Brandkatastrophe von 1825 gezeigt.

Hausmusik und die erste Geige, die der Vater von Louis Spohr auf einem Jahrmarkt erwarb; das musikalische Umfeld, das die Entwicklung des Spohrs optimal beeinflusste, und eine detailliert Schilderung eines Kindes und jungen Mannes, der schon als 15-Jähriger seinen Weg hartnäckig und zielstrebig verfolgte; die Triumphe, die Spohr beispielsweise in England feierte, wo er - sozusagen „nebenbei" - den Taktstock erfand: die von Dr. Wolfram Boder ins Deutsche übersetzte Biografie rückt einen nicht selten bis dato unbekannten Louis Spohr ins rechte Licht; einen Musiker und Komponisten, der - obwohl er zu den ganz Großen seiner Zeit gehörte - über viele Jahrzehnte hinweg nahezu in Vergessenheit geraten war; und das auch in der Harzstadt.

Übrigens: Für einen kleinen Umtrunk zeichnete der „Freundeskreis Städtisches Museum" verantwortlich.

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