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HNA vom 16. Juli 2009

Was der Dirigierstab alles kann
Im künftigen Louis-Spohr-Museum im Südflügel des Kulturbahnhofs soll es viel zu entdecken geben

Von Werner Fritsch
Kassel. „Der Taktstock wird hier eine große Rolle spielen“, sagt Dr. Karl Traugott Goldbach (34), wissenschaftlicher Mitarbeiter der Internationalen Louis-Spohr-Gesellschaft. Besucher des neuen Louis-Spohr-Museums, das am 29. August im Südflügel des Kulturbahnhofs eröffnet wird, werden mit dem Taktstock einiges auslösen können - der Dirigierstab wird zu einer Art Zauberstab, der Dinge zum Klingen bringt.

Mitten im Jubiläumsjahr (der Komponist Louis Spohr wurde vor 225 Jahren geboren und starb vor 150 Jahren) wird das Erbe des bedeutendsten Musikers in der Kasseler Geschichte in zeitgemäßer Form präsentiert. Wenig wird an die bisherige Spohr-Gedenkstätte im Palais Bellevue erinnern, wo die Internationale Louis-Spohr-Gesellschaft neben dem Grimm-Museum ein Schattendasein führte.

Nun bekommt Spohr ein richtiges Museum im Obergeschoss des Südflügels. 400 Quadratmeter insgesamt, vier Räume, ein großer Flur, eine Experimentierfläche, dazu Räume für Verwaltung und Archiv - das war der Ausgangspunkt für den Kasseler Ausstellungsplaner Dr. Thorsten Smidt (38) vom Büro „expo2508“, der das Museum in Zusammenarbeit mit der Spohr-Gesellschaft konzipiert hat.

Vermittlung ist das Zauberwort für das 55.000 Euro teure Museum. „Es wendet sich ausdrücklich auch an Musiklaien ohne Notenkenntnisse“, sagt Smidt. Wer vertiefende musikwissenschaftliche Studien betreiben möchte, dem steht das Archiv zur Verfügung.

Drei Räume soll die ständige Ausstellung umfassen, ein weiterer Raum steht für Wechselausstellungen zur Verfügung. Viele Museen berühmter Musiker verfügen nur über originale Notenpartituren. Das ist hier anders. Goldbach verweist mit Stolz auf originale Möbel und Instrumente Spohrs, die im ersten Raum, dem Musikzimmer, die Lebens- und Arbeitssituation Spohrs verdeutlichen werden. Musik Spohrs wird zu hören sein, aber auch mit anderer Musik konfrontiert, eine Mitmachstation lädt die Besucher zu Entdeckungen ein.

Im zweiten Raum wird man erfahren können, wie sich die Geigenschüler Spohrs fühlten. Denn Spohr war nicht nur Komponist und Dirigent, sondern neben Paganini auch der berühmteste Geiger seiner Zeit. „Starkult“ heißt folglich ein weiterer Raum, wo man auch auf heutige Stars wie den Punkgeiger Nigel Kennedy und die Wundergeigerin Hilary Hahn treffen wird.

Natürlich wird man auch originale Notenhandschriften (Autographen) zu sehen bekommen, aber nicht allzu viele. Nicht nur, weil man Noten in einem Museum ohnehin nicht genau studieren kann, sondern auch, weil die kostbaren Originale aus konservatorischen Gründen nicht ständig dem Licht ausgesetzt sein sollten, wie Goldbach betont.

Wie geht man mit der Vielfältigkeit Spohrs um? Dies sei eine Leitfrage gewesen, sagt Thorsten Smidt. Neben den thematischen Schlaglichtern in den Ausstellungsräumen werden im lang gezogenen Flur die Lebensstationen Spohrs gezeigt. Zwar verbrachte der große Musiker 37 seiner 75 Lebensjahre in Kassel. Er war aber nicht nur ein Star in dieser Stadt, sondern eine europäische Berühmtheit.

Den Akzent setzt das Museum, das von der Spohr-Gesellschaft, der Stadt Kassel und durch Spenden etwa der Sparkassen-Kulturstiftung und K+S finanziert wird, dabei auf Auf der Experimentierfläche wird man selbst mit dem den Dirigenten Spohr. Dirigierstab ein virtuelles Orchester leiten können. Und wenn die künftigen Besucher danach das Museum beschwingt verlassen und einen starken Eindruck von Spohr mitnehmen, dann werden Goldbach und Smidt ihr Ziel erreicht haben.
www.ilsg.de
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