Louis Spohr - eine Kasseler Persönlichkeit

Als Louis Spohr am 14. Januar 1822 in Kassel einzog, fand er eine lange Musiktradition vor. Die Kasseler Hofkapelle, 1502 gegründet, war das älteste Orchester in Deutschland. Oper und Hofkapelle erreichten unter den Landgrafen Carl und Friedrich II. ein hohes Ansehen. Mit einem Jahresgehalt von zweitausend Talern wirkte Louis Spohr als Hofkapellmeister unter Kurfürst Wilhelm II. Durch seine intensive Orchesterarbeit verwandelte er die Kasseler Hofkapelle innerhalb kurzer Zeit in ein "europäisches Spitzenorchester", das berühmte "Bunte Orchester", das aus Militärmusikern in den damals üblichen bunten Uniformen und einer Reihe von sehr guten, von Spohr verpflichteten "zivilen" Musikern bestand. Die Jahre 1822-1832 sind als Glanzzeit der Kasseler Bühne in die deutsche Operngeschichte eingegangen: 40 neue Opern brachte Louis Spohr in dieser Zeit auf den Spielplan. Davon waren eine Reihe Erstaufführungen, z. B. Webers "Freischütz" (1822) und Rossinis "Wilhelm Tell" (1831).

Bereits 1 1/2 Jahre nach seinem Dienstantritt in Kassel gelang Louis Spohr mit der Uraufführung seiner Oper "Jessonda" anläßlich des Geburtstages seines Landesherrn am 28. Juli 1823 ein großartiger Erfolg. Weitere Opern folgten. Spohr's kompositorische Arbeit ist in annähernd 300 Werken, darunter viele Opern, (Violin-) Konzerte und Kammermusikliteratur überliefert. Auch seine Violinschule ist ein noch heute viel beachtetes Werk.

Mit dem 1822 gegründeten "Caecilienverein" verfügte Louis Spohr über einen Chor, mit dem er nicht nur zeitgenössisches Liedgut sondern auch Musik des 16. bis 18. Jahrhunderts pflegte. Bemerkenswert sind auch seine geistlichen Kompositionen, z. B. das 1826 vollendete Oratorium "Die letzten Dinge".

Doch nicht nur der Musiker verdient unsere Bewunderung: Louis Spohr war ein humanitär handelnder, nach sozialen Verbesserungen strebender homo politicus, dessen Schüler an alle wichtigen Opernhäuser und Musiktheater der Welt engagiert wurden.

Jahrzehntelang hat der hervorragende Violinvirtuose, Dirigent, Komponist und Musikpädagoge Louis Spohr als kurfürstlicher Generalmusikdirektor in Kassel gewirkt. Ihm ist die Einrichtung einer Witwen- und Waisen-Kasse und eines Pensionsfonds zu verdanken, der die Hinterbliebenen verstorbener Kapellmitglieder unterstützte. Ohne diese Unterstützung hätte die Familie eines Musikers nach dessen Tode keine oder lediglich nur eine sehr geringe Rente oder Pension erhalten.

Die Stadt Kassel verlieh dem berühmten Generalmusikdirektor Louis Spohr am 4. Februar 1847 die Ehrenbürgerwürde.

Am 22. Oktober 1859 starb Louis Spohr in Kassel. Er ist auf dem Neuen Friedhof, dem heutigen Hauptfriedhof an der Holländischen Straße in einem Ehrengrab der Stadt Kassel beigesetzt. Anläßlich seines hundertsten Geburtstags im Jahr 1883 wurde in Kassel auf dem Opernplatz, dem späteren Spohr-Platz, zu Ehren von Louis Spohr sein Denkmal enthüllt. Dieses erste Monumentaldenkmal in Kassel hat bis heute einen prägenden Einfluß auf das Stadtbild.

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